1996 – 2003
Fotografie und Erinnerung. Für Roland Barthes ist die Fotografie auf der Ebene der Zeit wahr („Es ist so gewesen“) und auf der Ebene der Wahrnehmung falsch, denn der fotografierte Moment ist unmittelbar nach der Aufnahme vorbei, während die Fotografie ihr Wirklichkeitsversprechen dauerhaft bewahrt.
Mitte der 1990er Jahre waren bereits viele Freunde und Bekannte an AIDS gestorben. Menschen, die ich fotografiert hatte und denen ich auf die eine oder andere Weise nahe war. Das Wissen um ihren Tod beim Betrachten ihrer Leben behauptenden Abbilder auf meinen Fotografien erlebte ich als eine fast unerträgliche „perverse“ Diskrepanz. In der Folge suchte ich nach Bildern, die meiner Erfahrung des Verlustes, der Trauer, aber auch des langsamen Vergessens besser entsprachen.
Nach vielen Experimenten entschied ich mich für eine analoge fotografische Technik, bei der ich das bildgebende Silber vollständig aus der fotografischen Schicht entfernte und nur die fast durchsichtige Gelatine auf dem Planfilm stehen ließ. Deren Reste, die doch vom Licht vermittelte Spuren der Freunde sind, werfen in der Installation ein Schattenporträt an die Wand.
Einige Bilder wurden 1996 und für eine Installation in der Akademie der Künste Berlin 1998 als Mappenwerk produziert.
Claudius, Claus, Hans, Harald, Horst, Jörg, Jürgen, Olaf, Reto, Roger, Rolf, Rudi, Thomas (Viola), Volker und viele andere.
Installation: Planfilm (je ca. 60 x 40 cm), 1996 und 1998 mit Silikon auf Acrylglas aufgezogen, 2024 an Papierklammern, mit 25 cm Abstand vor der Wand, Glühbirne (Wolfram)