Projektbeschreibung  
   

„Mit 20 Jahren ist man für sein Gesicht selbst verantwortlich“, sagt man. Wenn Tageslaunen und -befindlichkeiten zurücktreten bleibt Raum für tiefer liegende Spuren. Sich mit geschlossenen Augen fotografieren lassen bedeutet mir ein tieferes Einlassen auf das „sich zeigen“.

In meiner Porträtfotografie bemühe ich mich um ein hohes Maß an Konzentration. In langen Sitzungen ermutige ich mein Gegenüber von äüsseren Ereignissen Abstand zu nehmen und die Wahrnehmung für leisere, innere Gefühle zu verstärken. Oft wurde mir gesagt, die von mir porträtierten Personen sähen traurig aus. Ich habe aber herausgefunden, daß Menschen oft traurig scheinen – ohne tatsächlich traurig zu sein – wenn sie einen bestimmten Grad von Stille für sich eingenommen haben.

Die Landschaften, die ich zu derselben Zeit fotografierte, führte ich mit der selben Konzentration aus. Ich interessierte mich überwiegend jedoch für Bilder, die Folgen – oft gewaltsamer – Eingriffe zeigten. Landschaften, wie wir sie in Deutschland erleben können zeigen fast immer Spuren von Fremdeinwirkung.

Beide, Landschaften und Porträts,sind Zeugnis von Entwicklungen, die autonom, gleichwohl aber ständig von äußeren Einflüssen geprägt sind. Die Form des Altarbildes der Zusammenstellung behauptet in ihrer Geschlossenheit die Unausweichlichkeit dieser Bedingung von Entwicklung, stellt für mich mit ihrer religiösen Konnotation auch ihre Affirmation dar.

   
Triptychon, 1988-1991
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